Zeitreise

Der Thüringer Wald ist eine der bedeutenden Glasregionen in Mitteleuropa. Seit dem 12. Jahrhundert wird hier nachweislich Glas hergestellt. Hier fanden die Glasmacher alle Materialien, die sie für ihr Metier benötigten: Das Holz aus dem Wald zum Feuern der Öfen, Quarzsand als Hauptbestandteil des Glases, Kalkstein zum Härten und Buchenholz zum Sieden der Pottasche als Flussmittel zum Absenken des Schmelzpunktes der Glasmasse. Rodungen und Aufforstungen, Sandgruben und Wassermühlenanlagen sind prägende Elemente der Landschaft geworden. Natur und Glaskultur sind hier untrennbar miteinander verwoben.



Die ersten Glashütten waren Klöstern beigeordnet, die vor allem Fensterglas für ihre Kirchen und Fläschchen für Arznei benötigten. Es waren Wanderhütten, die nur kurze Zeit bestanden und ihren Standort wechselten, wenn der Wald rings herum abgeholzt war. Erst im 16. Jahrhundert entstanden um Glashütten herum Ortschaften. Langenbach und Fehrenbach waren die ersten dieser Gründungen. Etwas danach, 1597, kam Lauscha hinzu, das mit den Gemeinden in seinem Umland dann unter den zahlreichen Glasstandorten eine zentrale Rolle für das Thüringer Glas einnahm und für das künstlerisch gestaltete Glas immer noch einnimmt. Erst im 19. und 20. Jahrhundert kamen Jena und Ilmenau als bedeutende Zentren für optische und technische Gläser sowie für hitzebeständiges Haushaltsglas (Jenaer Glas) hinzu.

So wie die Thüringer Glasbläser aus verschiedenen Regionen Mitteleuropas, vor allem aus Franken, Hessen, Schwaben und Böhmen eingewandert waren, verkauften sie ihre Waren nicht nur auf den heimischen Märkten. Wichtige Handelswege, z.B. zwischen den bedeutenden Messestädten Nürnberg und Leipzig, führten durch die Region und sorgten spätestens seit der Gründung der Dorfglashütten für einen weit reichenden Handel mit Thüringer Glas im deutschen Raum und weit darüber hinaus. Seit dem 19. Jahrhundert findet sich Thüringer Glas auch auf den Weltmärkten, wo es heute noch einen gewichtigen Anteil hat.